Möglichkeit, sich auszprobieren

2017 wurden Szymon Tupta, Marie-Therese Hoesch, Sicarú Adina Cuéllar Paprotta und Anna Wessely (vorne von links) als Missionare auf Zeit (MaZler) ausgesandt. Mit im Bild sind der erste MaZler Franz Späth sowie Maria Thanbichler und Monsignore Walter Waldschütz (hinten von links) vom Vorstand der Pfarrer-Walter-Waldschütz-Stiftung. Foto: privat

Was sich die diesjährigen Missionare auf Zeit von ihrem Auslands-Aufenthalt erhoffen (Artikel aus der Münchner Kirchenzeitung 3. September 2017 / Nr. 36)

Weitaus nahe liegender war es für Marie-Therese Hoesch aus Gröbenzell, als Missionarin auf Zeit nach Argentinien zu gehen, hatte doch ihr älterer Bruder Moritz 2014/15 ebenfalls ein halbes Jahr im Kinderdorf „Hogar Jesús Niño“ („Jesuskind-Heim“) mitgearbeitet. Er habe sich dadurch positiv verändert, sei viel offener, unvoreingenommener und selbstbewusster geworden, findet seine Schwester. Nun hofft die Abiturientin, dass auch sie selbst viele gute Erfahrungen sammelt, wenn sie Ende September in die nordargentinische Provinz Misiones aufbricht.

Mit im Gepäck sein werden bei ihr ein oder zwei Geigen, um die Kinder an diesem Instrument zu unterrichten, und Bastelsachen. Die 17-Jährige hat nämlich in der offenen Ganztagesbetreuung ihrer Schule, des Gymnasiums Gröbenzell, mitgearbeitet und auch dort mit den jüngeren Schülern gebastelt und gespielt. Besonders gespannt ist die Katholikin, mit der Kirche in Argentinien in Kontakt zu kommen, denn sie vermutet: „Die leben ihren Glauben sehr viel intensiver als wir.“

Auch Mitschülerin Sicarú Adina Cuéllar Paprotta zieht es nach dem Abitur nach Lateinamerika, schließlich ist ihr Vater Mexikaner. Wie Marie-Therese Hoesch geht sie ab Januar als MaZlerin nach Argentinien. In jedem Fall hofft sie, „den Kindern dort das Leben ein Stückchen schöner zu machen, auch wenn es nur für ein halbes Jahr ist“. Dabei ist der 18-Jährigen durchaus bewusst: „Die Kinder brauchen uns nicht unbedingt. Wenn ich nicht dort bin, wird jemand anderes dort sein.“ Vielmehr gehe es bei diesem Freiwilligendienst um ihre eigene Entwicklung, etwa indem sie lerne, auch schwierige Situationen zu meistern.

Verständigungsprobleme jedenfalls hat die Münchnerin nicht zu erwarten. Dadurch, dass sie fließend Spanisch spricht, hofft sie, schnell und direkt auf die Argentinier zugehen zu können. Zum Beispiel kann sie es gar nicht erwarten, frisch zubereiteten Mate-Tee zu probieren, den sie bisher nur in der Flasche gekauft hat. Darüber hinaus will die Jugendgruppenleiterin offen sein für Fragen zu ihrem Glauben. Als Missionarin auf Zeit zu wirken, bedeutet für die Katholikin aus Lochhausen auch, Wissen nicht nur in Gestalt von Unterricht weiterzugeben, sondern ebenso in menschlicher Form, wie etwa Nächstenliebe.

„Die Werte, die die Kirche vermittelt, sind mir wichtig“, sagt auch Anna Wessely. Die evangelische Christin aus Otterfing möchte einen sozialen Beruf ergreifen und empfindet ihr Auslandsjahr in Argentinien als „perfekte Möglichkeit, sich auszuprobieren“. Dennoch ist der Abiturientin klar, dass es sich bei diesem Aufenthalt um eine wechselseitige Erfahrung handelt: „Ich werde bei den Menschen dort die Welt verändern und sie werden bei mir die Welt verändern.“ Diese Erkenntnis hat die 18-Jährige während zweier Schüleraustausche in Ruanda gewonnen. „Vielleicht habe ich deshalb so ein Interesse an der Welt.“ Karin Hammermaier
Die Autorin ist MK-Redakteurin.