Argentinienreise vom 25. August bis 8. Sept. 2024

Bildungs- und Begegnungsreise zu unseren Freunden in Argentinien

Als ich gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könnte, an obiger Reise teilzunehmen, habe ich ganz spontan aus vollem Herzen „ja“ gesagt. Zum einen war ich noch nie in Südamerika und zum anderen und hauptsächlich wollte ich das Argentinienprojekt der Pfarrer Walter Waldschütz-Stiftung kennenlernen.

Die Zeit bis dahin verging schnell und schon hat sich die ganze Reisegruppe, die aus 15 Personen bestand, am Flughafen München getroffen. Von hier gings nach Frankfurt und dann weiter nach Buenos Aires.

Hier hatten wir gleich am Morgen, als wir ankamen eine ausgiebige Stadtrundfahrt und am Tag darauf unseren ersten Besuch bei einer Kolpingfamilie. Vom Wirken des Sozialreformers Adolph Kolping hatte ich schon gehört, jedoch das Ausmaß und der Umfang dieser Sozialbewegung waren mir bis dahin nicht bewusst. Im Laufe unserer Reise sollte ich noch einige weitere Kolpingfamilien kennenlernen, jede auf seine Art war besonders, geprägt von den Menschen, die die Idee von Kolping am Leben erhalten. Der Spruch von Kolping „Wer Menschen gewinnen will, muss sein Herz zum Pfande einsetzen“ trifft den Kern des Ganzen und begleitet mich seitdem durch meinen Alltag.

Ein Treffen mit dem Leiter der Kulturabteilung in der Deutschen Botschaft, in dem es u.a. über die politische und wirtschaftliche Situation in Argentinien ging, war der Abschluss in Buenos Aires, bevor es mit dem Schlafbus dann weiter ging in die Provinz Misiones. Dort bestaunten wir die Ruinen der Jesuitenreduktion in Jardin America, ein UNESCO-Weltkulturerbe, wo die Ureinwohner, die Guarani-Indianer im 17./18. Jh. Schutz vor Großgrundbesitzern und Sklavenhändlern fanden und ein gutes Leben hatten.  Besonders freuten wir uns auf den ersten Besuch im Kinderdorf in der Stadt Puerto Rico, dem Herzstück der Pfarrer Walter Waldschütz-Stiftung, wo wir ganz herzlich willkommen geheißen wurden und die Kinder in den einzelnen Häusern und ihre Tias besuchten. Und natürlich suchten wir auch die Feuerwehr der Stadt Puerto Rico auf, die vor einigen Monaten ein gebrauchtes Feuerwehrfahrzeug der Stadt Tegernsee erhalten hat und noch einmal ihre große Dankbarkeit ausdrückte. Zuvor gab es noch ein ganz besonderes Ereignis: Msgr. Walter Waldschütz wurde vom Bürgermeister von Puerto Rico zum Ehrenbürger ernannt. Das war vielleicht eine Überraschung! Wir durften eine sehr würdevolle Gestaltung erleben, verbunden mit aufrichtigem Dank an Pfarrer Waldschütz für die jahrzehntelange treue und verlässliche Unterstützung vor Ort.

Von der Vorstandschaft und den Mitarbeitern des Kinderdorfes wurden wir dann vollumfänglich informiert über die täglichen Herausforderungen, die Probleme und Schicksale der Kinder, die im Dorf aufgenommen und betreut werden. Die gemeinsame Eucharistiefeier in der Kapelle des Kinderdorfes am Sonntag, in der wir gemeinsam gesungen und gebetet haben, das anschließende Essen im Chincho des Kinderdorfes, das Spielen, Lachen und Singen mit den Kindern, wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Genau so wie die kleine 14 Monate alte Matilda, die mit 28 Tages ins Kinderdorf kam. Ein wahrer Sonnenschein! In der kurzen Zeit, glaube ich, sind wir Freunde geworden und haben profimäßig Fußball  gespielt. Ein paar kleine Fouls gab es schon … Was für ein Glück für dieses kleine Menschenkind, dass sie hier im Kinderdorf auf Menschen getroffen ist, die sie behüten und umsorgen. Der Abschied ist mir sehr, sehr schwer gefallen.

Neben den Bomberos in der Stadt Puerto Rico besuchten wir auch die Kolpingfamilien in Capioví und in Garuhapé und natürlich auch dort die Feuerwehren. Noch nie in meinem Leben habe ich so viele Feuerwehrmänner und -frauen kennengelernt und auch noch nie welche, die ihre Fahrzeuge so hegen und pflegen. Einmal habe ich in ein Feuerwehrauto nach innen geschaut. Mein Auto war noch nie so sauber wie das.

Nicht vergessen werde ich das Campo nahe bei Capioví, ein landwirtschaftliches Praxisfeld, auf dem viel geforscht wird und sogar Bienen ohne Stachel gezüchtet werden. Der Kolpingmann, der uns dort geführt hat und sich mit seinem Team auch um Indianerdörfer in der Nähe kümmert, brennt für sein Objekt, das habe ich richtiggehend gespürt.

Auf dem Weg zu den Iguazú-Wasserfällen haben wir noch eine Kolpingfamilie in Puerto Esperanza besucht. Es war erschütternd, was wir hier gehört und gesehen haben. Die Not war in jeder Ecke spür- und sichtbar. Sie erzählten uns, dass immer wieder Diebe das Kolpinghaus heimsuchen und mitnehmen, was sie brauchen können. Trotzdem machen die Kolpingmitglieder weiter, geben nicht auf. Jung und Alt halten zusammen, helfen mit dem Wenigen, was sie haben, teilen, hoffen und glauben.

Ganz beeindruckend waren natürlich die Iguazú-Wasserfälle, die Wassermassen, die sich dort in die Tiefe stürzen, das Naturschauspiel.

Schließlich ging es mit dem Flugzeug weiter nach Rio de Janeiro. Dass ich an der Copacabana jemals Kaffee trinken werde, hätte ich nie geglaubt, genau so wenig, dass ich die bekannten Sehenswürdigkeiten, wie Christusstatue und Zuckerhut einmal direkt vor meinen Augen haben werde, bevor es dann wieder zurückging in die Heimat.

Zusammenfassend habe ich gespürt, dass es für mich eine unglaublich bereichernde Begegnungsreise war mit vielen unterschiedlichen Wahrnehmungen. Mit offenen Augen und Ohren habe ich versucht, soviel „aufzusaugen“, wie es nur ging.

Die unglaubliche Gastfreundschaft, Freundlichkeit, Offenheit, die ich hier erleben durfte, haben mich tief beeindruckt. In jedem Moment fühlte ich mich in unserer Reisegruppe umsorgt, behütet und beschützt, so habe ich es seit meiner Kindheit nicht mehr erlebt.

Ein beeindruckendes Lebenswerk ist hier entstanden, das Kinderdorf der Pfarrer Walter Waldschütz-Stiftung. Dieses Lebenswerk von Msgr. Walter Waldschütz zu behüten, achtsam mit all den Menschen umzugehen, die Not zu lindern, wo sie am größten ist, ist eine Herzensangelegenheit aller Freunde der Stiftung.

Heidi Büchl

Besuche insgesamt: 122
davon heute: 3